Entfernen von Standby und (optional) Ersetzen durch Ruhezustand

Einführung

In den vorangegangenen Artikeln haben wir Probleme und mögliche Lösungen für den Standby-Modus von Windows-Laptops beschrieben.

Eine grundlegende Lösung, um zu verhindern, dass der Standby-Modus Probleme bei Stabilität und Stromverbrauch oder sogar eine Überhitzung verursacht, besteht darin, den Wechsel des Systems in den Standby-Modus in Gänze zu verhindern. Dies muss (sofern erwünscht) über mehrere Windows-Einstellungen erfolgen, die jeweils für einen andere Auslöseimpuls (Einschalttaste, Idle-Zeit, Schließen des Display-Deckels) verantwortlich sind.

Mit „Auslöseimpuls“ ist hier die Taste oder das Nutzungsverhalten gemeint, welches von Windows standardmäßig zum Anlass genommen wird, das System in den Standby-Modus zu versetzen.

Für einige oder alle dieser Auslöseimpulse kann es je nach Benutzerpräferenz sinnvoll sein, die Aktion „Energie sparen“ (Standby) durch „Ruhezustand“ zu ersetzen, da „Ruhezustand“ die insgesamt robustere Energiesparoption ist.

Was ist der Unterschied zwischen Standby und Hibernate (Ruhezustand)?

Standby, in Windows beschriftet als „Energie sparen“ und auch bekannt unter dem technischen Begriff „Suspend to RAM“, wird der aktuelle Zustand des Laptops, einschließlich der geöffneten Anwendungen und Dokumente, im Systemspeicher (RAM) gespeichert. Das System schaltet nicht benötigte Komponenten wie den Bildschirm, die SSD und den Prozessor ab, während der Arbeitsspeicher gerade so viel Strom erhält, dass die darin geöffneten Daten erhalten bleiben. Mit der Einführung von Modern Standby ist die Anzahl der abschaltenden Komponenten fluide, da das System weiterhin in der Lage ist, Push-Benachrichtigungen zu empfangen, Updates herunterzuladen und Sprachbefehle anzunehmen. Das System schaltet im „Modern Standby“ seine Komponenten also je nach Bedarf automatisch an und ab.

Im Ruhezustand wird der aktuelle Zustand des Systems auf die SSD niedergeschrieben, bevor es vollständig heruntergefahren wird. Wird der Laptop anschließend wieder eingeschaltet, liest das System den zuvor gespeicherte Zustand von der SSD ein, so dass Windows und offene Programme wieder vollständig hergestellt werden.

Standby

Ruhezustand

Vorteile

Schnelle Aufwachzeit in idealerweise weniger als einer Sekunde mit Modern Standby (S0ix).

Kein Stromverbrauch im Hibernate-Modus, da der Laptop komplett ausgeschaltet ist.

Weniger anfällig für Fehler als Standby.

Nachteile

Der Laptop verbraucht immer noch Strom, um die Daten im Arbeitsspeicher zu halten, was bei längerer Inaktivität den Akku entladen kann.

Anfällig für Probleme wie das Nichtaufwachen, unerwartete Abstürze während des Ruhezustands mit längerer Überhitzung, spontanes Aufwachen.

Langsamere Aufwachzeit im Vergleich zum Standby, da die Daten erst von der SSD geladen werden müssen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Standby-Modus (Energie sparen) ideal für kurze Zeiträume der Inaktivität ist, da er schnelle Aufwachzeiten und einen relativ niedrigen Stromverbrauch bietet, während der Ruhezustand besser für längere Zeiträume der Inaktivität geeignet ist oder wenn du die Akkulaufzeit maximieren willst, ohne deinen aktuellen Arbeitsstatus zu verlieren. Da der Standby-Modus jedoch unter Umständen instabil bzw. unzuverlässig sein kann, könnte ein bewusster und gezielter Einsatz des Ruhezustands insgesamt die bessere Strategie sein.

Ersetze den automatischen Standby-Modus durch einen automatischen Ruhezustand nach einer bestimmten Zeit des Leerlaufs

Standardmäßig schaltet das System nach einer bestimmten Zeit, in der es keine Benutzereingaben gab (d. h. keine Tastatur- und Mausaktionen), in den Standby-Modus. Dieser automatische Standby-Modus kann durch den Ruhezustand ersetzt oder ganz deaktiviert werden.

Screenshot-Zusammenstellung: So kannst du verhindern, dass Windows infolge von Leerlaufzeit in den Standby-Modus wechselt.

Screenshot-Zusammenstellung: So kannst du verhindern, dass Windows infolge von Leerlaufzeit in den Standby-Modus wechselt. Klicke hier für das Bild in voller Auflösung.

Befolge diese Schritte:

  • Suche im Startmenü nach „Strom und Akku“.
  • Setze unter „Bildschirm und Energiesparmodus“ die „Ruhezustand“-Optionen auf „Nie“.
    • Obacht: die deutsche Version von Windows ist hier falsch übersetzt. Dort steht „Ruhezustand“, gemeint ist aber Standby.
  • Scrolle weiter nach unten und klicke auf „Zusätzliche Energieeinstellungen“.
  • Unter dem Titel „Energieplan auswählen oder anpassen“ solltest du nur einen einzigen Plan sehen, nämlich „Ausbalanciert“. Wenn du mehrere Pläne siehst, musst du für jeden Plan die folgende Aktion durchführen.
  • Klicke auf „Planeinstellungen ändern“.
  • Klicke auf „Erweiterte Energieeinstellungen ändern“.
  • Klicke auf das [+]-Symbol neben „Ruhezustand“, um die Optionen auszuklappen.
    • Hier ist Windows auf deutsch korrekt übersetzt. Standby ist „Energie sparen“ und „Ruhezustand“ ist Suspend-to-Disk.
  • Klappe „Ruhezustand nach“ aus.
  • Lege für „Auf Akku“ und „Netzbetrieb“ die von dir bevorzugte Dauer fest, nach wieviel Leerlauf der Ruhezustand ausgelöst werden soll. Wenn du „0“ (Null) einstellst, wird sie auf „Nie“ gesetzt.

Ein praktischer Vorschlag wäre, die „Netzbetrieb“-Zeit auf einen sehr hohen Wert wie z. B. 180 Minuten (3 Stunden) einzustellen, während die „Auf Akku“ Zeit auf einen niedrigeren Wert wie z. B. 30 Minuten eingestellt wird.

Verhindere, dass der Laptop in den Standby-Modus geht, wenn du den Deckel des Laptops schließt (und passe das Verhalten der Einschalttaste an)

Standardmäßig schickt Windows das System in den Standby-Modus, wenn der Benutzer den Deckel des Laptops schließt. Dieses Verhalten zu ändern, kann einige Vorteile haben. So kannst du zum Beispiel weiterhin Musik abspielen, einen langen Download durchführen oder einen Film auf einem externen Bildschirm ansehen, während der Laptopdeckel geschlossen ist. Du kannst auch den Deckel schließen, wenn du den Laptop von einem Raum in einen anderen bringst, ohne befürchten zu müssen, dass ungespeicherte Arbeit verloren geht oder du von offenen Sitzungen abgemeldet wirst. Wenn du zum Beispiel in einem Büro arbeitest und deinen Laptop von deinem Schreibtisch in einen Besprechungsraum bringst, musst du den Deckel nicht mehr umständlich halb geöffnet halten, während du den Flur entlanggehst.

Falls du den Standby-Modus bei der Aktion „Deckel schließen“ deaktivierst, musst du in Folge allerdings darauf achten, den Laptop nach getaner Arbeit tatsächlich herunterzufahren (oder in den Ruhezustand zu versetzen). Anstatt also einfach den Deckel zu schließen und den Laptop in deinen Rucksack zu stecken, musst du zuerst die Einschalttaste drücken und dann den Deckel schließen. Übrigens kann die durch die Einschalttaste ausgelöste Aktion (Standby, Ruhezustand, Herunterfahren, Nichts) im gleichen Menü wie die Aktion „Deckel schließen“ angepasst werden.

Die Deaktivierung des Standby-Modus bei „Deckel schließen“ ermöglicht eine flexiblere User Experience und legt die Verantwortung wieder in die Hände des Nutzers. Möglich ist auch: Den Auslöseimpuls „Deckel schließen“ auf die Aktion „Ruhezustand“ setzen. Dies würde immer noch ein bequemes „Deckel schließen und vergessen“ ermöglichen, aber gleichzeitig die berüchtigten Standby-Probleme verhindern. Natürlich ist die Aufwachzeit aus dem Ruhezustand langsamer, daher solltest du diese Funktion nicht verwenden, wenn du den Deckel während einer Arbeitssitzung sehr häufig schließen und öffnen möchtest.

Screenshot: So kannst du das Verhalten der Einschalttaste und des Deckel-Schließens anpassen.

Screenshot: So kannst du das Verhalten der Einschalttaste und des Deckel-Schließens anpassen.

Falls du die Reaktion auf das Schließen des Deckels anpassen möchtest, befolge diese Schritte:

  • Suche nach „Zuklappen“ im Windows Startmenü
    • Alternative Route: Einstellungen „Energie & Ruhezustand“ → „Zusätzliche Energieeinstellungen“ → „Auswählen, was beim Zuklappen des Computers geschehen soll“
  • Du kannst die Aktion für die Einschalttaste, die Standby-Taste und das Schließen des Deckels anpassen.
  • Für jeden Auslöseimpuls kannst du zwischen „Herunterfahren“, „Ruhezustand“, „Energie sparen“ (Standby) und „Nichts tun“ wählen.
  • Die Aktion kann zwischen „Akku“ und „Netzbetrieb“ unterschieden werden, aber aus Gründen der Konsistenz empfehlen wir, für beide Zustände jeweils die gleiche Aktion einzustellen.

Unsere Empfehlung für fortgeschrittene Benutzer:

  • Deckel schließen: Nichts tun
  • Schlaf-Taste: Nichts tun
  • Power-Taste: Ruhezustand

Im gleichen Menü kannst du auch auswählen, welche Energieoptionen in deinem Windows-Startmenü angezeigt werden.

  • Klicke auf „Einige Einstellungen sind momentan nicht verfügbar“.
  • Bestätige die Admin-Eingabeaufforderung.
  • Passe die Kontrollkästchen unten im Menü unter „Einstellungen für das Herunterfahren“ an.
  • Unser Vorschlag:
    • Entferne das Häkchen neben „Energie sparen“.
    • Füge ein Häkchen neben „Ruhezustand“ hinzu.

Verursacht die häufige Nutzung des Ruhezustands eine vorzeitige Alterung der SSD?

Aufgrund der Beschaffenheit der SSD-Speichertechnologie (NAND-Flash-Zellen) sind SSDs von ihren Herstellern nur für eine begrenzte Menge an geschriebenen Daten ausgelegt, die in „Terabytes Written“ (TBW) angegeben wird. Die häufige Nutzung des Ruhezustands kann sich theoretisch auf die Lebensdauer der SSD auswirken, da bei jedem Ruhezustand eine bestimmte Menge an Daten auf die SSD geschrieben wird. Ein genauerer Blick auf die tatsächlichen Zahlen zeigt jedoch, dass es für die meisten Anwender sehr unwahrscheinlich ist, dass der Ruhezustand (Suspend-to-Disk) einen wesentlichen Beitrag zum Erreichen der TBW-Grenze leisten wird.

  • Die Menge der Daten, die während des Ruhezustands auf die SSD geschrieben wird, ist durch die RAM-Kapazität des Systems begrenzt. Außerdem schreibt Windows nur den Teil des Arbeitsspeichers, der tatsächlich genutzt wird, und nicht die gesamte (meist leere) Speicherkapazität. Indem du große Dateien schließt und speicherintensive Anwendungen beendest, bevor du in den Ruhezustand gehst, kannst du die Menge der geschriebenen Daten minimieren und den Aufwachprozess beschleunigen.
  • Rechenbeispiel: Die 1TB-Version des Samsung 980 Pro ist für 600 geschriebene Terabytes (TBW) ausgelegt. Wenn ein mäßig genutztes Windows-System bei jeder Hibernate-Aktion etwa 6 Gigabyte (0,006 Terabyte) auf die SSD schreibt, würde es etwa 100.000 Hibernate-Aktionen brauchen, um die TBW-Schwelle zu erreichen. Wenn man von durchschnittlich 3 Hibernate-Aktionen pro Tag ausgeht, bedeutet das über 90 Jahre Nutzung, bevor die TBW-Grenze erreicht wird.

Beispiel-Screenshot: Die Hibernate-Datei ist nur 6,6 GB groß, obwohl 16 GB Systemspeicher vorhanden sind.

Beispiel-Screenshot: Die Hibernate-Datei ist nur 6,6 GB groß, obwohl 16 GB Systemspeicher vorhanden sind.

Zwar ist klar, dass eine SSD, die ihren TBW-Wert erreicht hat, ersetzt werden sollte, aber sie wird beim Erreichen dieses Wertes nicht sofort ausfallen. Laut den SSD-Herstellern erhöht das Erreichen des TBW-Wertes lediglich die Wahrscheinlichkeit eines zukünftigen Datenverlustes. Je nach Modell und Hersteller kann es sogar sein, dass eine SSD keine neuen Daten mehr annimmt, aber immer noch das Lesen und Wiederherstellen von Daten zulässt und so einen Ausfall und Datenverlust von vornherein verhindert.

Ausnahmen: Professionelle Anwender/innen, die häufig extrem große Datenmengen auf ihre SSDs schreiben, wie z. B. professionelle 4K-RAW-Videobearbeitung oder bestimmte Data-Science-Disziplinen, bewegen sich möglicherweise bereits mit ihrer normalen Nutzung mit relativ zügiger Geschwindigkeit auf die TBW-Grenze ihrer SSD zu. Für diese Nutzer/innen könnte es unerwünscht sein, den TBW-Zähler durch häufige Nutzung des Ruhezustands zusätzlich zu belasten. Für solche Fälle möchten wir die folgenden Ratschläge geben:

  • Trenne System- und Datenlaufwerk: Standardmäßig schreibt Windows die Hibernate-Daten auf die Systempartition (C:\). Die meisten XMG- und SCHENKER-Laptops haben mindestens zwei (2) SSD-Steckplätze. Es kann empfehlenswert sein, eine kleinere SSD für das Betriebssystem und die Software und eine größere SSD für deine Projektdaten zu verwenden. In diesem Fall würden die im Ruhezustand geschriebenen Daten nicht zur TBW-Belastung der Arbeits-SSD beitragen.
  • Wie oben beschrieben, kannst du die Datenmenge, die geschrieben wird, minimieren, indem du speicherintensive Programme vor dem Ruhezustand beendest. Bei längerer Inaktivität kannst du auch ganz einfach „Herunterfahren“ verwenden, d.h.: verwende Hibernate für eine (längere) Pause; verwende das Herunterfahren, wenn die Arbeit für den Tag erledigt ist.

Egal ob Standby oder Ruhezustand: Speichere deine Daten, bevor du gehst.

Der Ruhezustand (Hibernate, Suspend-to-Disk) ist sicherlich zuverlässiger als Standby, aber auch er ist nicht zu 100% ausfallsicher. Der schlimmste Fall eines Hibernate-bedingten Ausfalls ist, dass du den Laptop hochfährst und feststellst, dass der vorherige Zustand nicht wiederhergestellt wurde; stattdessen startet das System mit einem neuen Desktop, genau wie nach einem Reboot oder gewöhnlichem Herunterfahren. Das ist natürlich immer noch besser als die eher katastrophal anmutenden Standby-bedingten Ausfälle (System wacht nicht mehr auf; System stürzt im Rucksack oder über Nacht ab und überhitzt, bis der Akku leer ist).

Diese höchst seltenen und in der Regel unkritischen Hibernate-Probleme können (sofern sie denn auftreten sollten) mit denselben Methoden wie die Standby-Probleme behoben werden:

In jedem Fall ist es ratsam, deine Daten zu speichern, bevor du in den Ruhezustand gehst oder den Laptop herunterfährst. Mach es dir zur Gewohnheit, in deinen Anwendungen häufig die Tastenkombination Strg+S zu verwenden. Prüfe, ob deine Software das automatische Speichern von Wiederherstellungszuständen unterstützt. Manche Software speichert regelmäßige Wiederherstellungs-Backups erst dann, wenn ein neues Projekt in einem Ordner und mit ordnungsgemäßem Dateinamen initial abgespeichert wurde.

Fazit: Achte immer darauf, deine Dateien zu speichern, bevor du in den Standby- oder Ruhezustand gehst.