Vollständiges Backup des Gesamtsystems (SSD-Cloning)

Einführung

Ein vollständiges Abbild der System-SSD ist eine gute Möglichkeit, ein sauberes und vollständig (persönlich) eingerichtetes System festzuhalten und als Backup zu sichern, ohne sich dabei auf Windows-interne Mechanismen („Systemwiederherstellung“, „Reset“) verlassen zu müssen. Dies kann einem einerseits als Backup dienen, aber auch eine Erleichterung zur schnellen Einrichtung mehrerer identischer Systeme in kleineren bis mittleren Unternehmen sein.

Man spricht hierbei auch davon, ein „Image“ zu ziehen. Es werden also hierbei nicht einfach logische Dateiadressen aus dem NTFS-Dateisystem einer einzelnen SSD-Partition kopiert, sondern der Inhalt der SSD als Ganzes, inklusive aller darauf befindlicher Partitionen (wie etwa „boot“-Partition). Man zieht also ein komplettes Abbild (Image) des Datenträgers, inkl. eventuellen Leerstellen, Metadaten, Partitionstabelle usw. – bei dieser Methode ist es völlig egal, was sich auf der SSD befindet. Auch Multi-Boot-Systeme mit Windows und Linux lassen sich so in einem Rutsch klonen und wiederherstellen.

Schnittstellen und Programme

Es gibt viele Programme, welche diesen Service anbieten. In der Regel wird so ein Programm dann innerhalb eines eigenen Mini-Betriebssystems (in der Regel WinPE) direkt von einem USB-Datenträger gestartet, so dass es uneingeschränkten Zugriff auf die nun nicht in Verwendung befindliche System-SSD hat.

Mit UEFI statt BIOS, GPT statt MBR, NVMe statt SATA und der Verbreitung von SSDs über PCI-Express haben sich über die Jahre zwar viele klassische Schnittstellen im PC geändert, aber das Prinzip des Klonens eines Datenträgers ist im Kern gleichgeblieben. So sollte auch heuzutage noch jedes halbwegs aktuelle Programm in der Lage sein, auf einem UEFI-System vom externen Datenträger zu booten und von der System-Festplatte oder -SSD ein Image zu ziehen. Dazu braucht es kein „Legacy Boot“ und kein MS-DOS. Gute Programme sind auch in der Lage, die entstehende Image-Datei sinnvoll und verlustfrei zu komprimieren, so dass leere Kapazitäten der SSD die Image-Datei nicht unnötig mit lauter Nullen aufblähen. Je geringer also der Platzverbrauch auf der SSD ist, desto kleiner wird auch die resultierende Image-Datei, trotz dessen, dass die vollständige SSD geklont wird.

Damit das Backup ein Erfolg wird und um unerwünschte Stolpersteine und Nebenwirkungen zu vermeiden, möchten wir folgende Tipps mit auf den Weg geben.

Partitionsgrößen schon bei Windows-Neuinstallation bedenken.

Wenn man ein System auf andere Systeme klonen möchte, aber das Quellsystem eine größere SSD als das Zielsystem hat, dann möchte man eventuell bei der Ersteinrichtung von Windows auf dem Quellsystem die Größe der Systempartition auf ein sinnvolles Maß begrenzen. Den übrigen Platz auf der SSD kann man erst einmal „unallocated“ lassen. Hat das Quellsystem z.Bsp. eine 1TB-SSD, aber das Ziel-System hat nur 500GB, dann würden wir empfehlen, die Windows-Partition auf dem Quell-System auf etwa 240GB zu beschränken. Die übrigen 260GB auf dem Zielsystem können dann nach dem Ausrollen des Images als eine zweite Partition (D:\) eingerichtet werden. Diese Diskrepanz zwischen Quell- und Ziel-SSD kann man zwar auch mit Programmen ausräumen, welche in der Lage sind, Partitionen zu vergrößern und zu verkleinern. Aber es hat eine gewisse Eleganz, diesen zusätzlichen Arbeitsschritt (und die damit verbundene Unsicherheit, ob das wirklich zuverlässig klappt) zu vermeiden – außerdem sind solche Programme in der Regel nochmal im etwas höherpreisigen Segment angesiedelt.

Alle Treiber installieren und Windows-Updates vollständig abschließen.

Man sollte das Image vielleicht nicht dann ziehen, wenn Windows gerade ein paar Updates in der Warteschlange hat, welche beim nächsten Neustart installiert werden. Am besten man klickt noch einmal auf „Check for Updates“ und lässt die Updates inkl. Neustarts durchlaufen. Als „optional“ oder als „Vorschau“ deklarierte Updates müssen hingegen nicht installiert werden.

Datensparsamkeit.

Vor dem Ziehen des Image sollte man nochmal die SSD aufräumen. Papierkorb leeren, eventuell Download-Ordner aufräumen, eventuell Browser-Cache leeren. Sofern alle Windows-Updates bereits durchgelaufen sind, könnte man auch den System-Ordner „C:\Windows\SoftwareDistribution“ leeren. Weitere Orte mit großem Platzverbrauch findet man sehr schnell und bequem mit der Software TreeSize.

Externe SSD besorgen.

SSD-Abbilder sind groß und USB-Sticks bzw. Festplatten sind langsam. Eine große und zuverlässige, externe SSD wird dringend empfohlen – am besten mit USB-C Gen2 (10 Gbit/s) Schnittstelle. Für fortgeschrittene Anwender empfehlen wir ein wartungsfreundliches, externes SSD-Gehäuse, welches standardisierte M.2-2280 SSDs (mit PCIe/NVMe-Unterstützung) aufnehmen kann. Empfohlenes Beispiel:

Mit solch einer standardisierten Lösung ist man langfristig flexibler als mit einer proprietären Mini-SSD der üblichen Markenhersteller. Ein solches Gehäuse kann zum Beispiel auch verwendet werden, um Daten von einer nicht bootfähigen System-SSD zu retten, indem man eine solche SSD aus ihrem Host-PC oder Laptop entfernt.

NTFS auf dem externen Datenträger, nicht FAT32, nicht exFAT.

FAT32 kann lediglich Dateien mit maximal 4GB Größe speichern. exFAT hebt diese Grenze auf, ist aber mangels resilienzfördernden Features wie Journaling nicht unbedingt für den langfristigen Einsatz auf großen Datenträgern bzw. externen SSDs zu empfehlen. Vergewissere dich also, dass dein externes Laufwerk in NTFS formatiert ist, bevor du es für solch umfangreiche Aufgaben verwendest.

Neustarten; nicht Herunterfahren. (Hybrid Shutdown vermeiden)

Wenn man nun soweit ist, dass man das Backup-Programm vom USB-Stick booten möchte, sollte man den Laptop/PC konkret neustarten, also nicht einfach herunterfahren und dann kaltstarten. Grund: beim „Runterfahren“ versetzt Windows den Betriebssystem-Kernel in einen „Hibernate“-Ruhezustand – es werden also nicht alle Dienste komplett abgeschaltet und die angeschlossenen Datenträger werden nicht ausgeworfen („unmount“). Dieses dann halbschlafende System schaltet zwar trotzdem vollständig aus (Suspend to Disk, S4), kann aber nach dem Cloning beim ersten Boot auf der Zielmaschine komische Sachen machen.

Führt man in Windows hingegen einen „Neustart“ durch, wird tatsächlich alles beendet, ausgeworfen und heruntergefahren. Man sollte dann den USB-Datenträger direkt innerhalb dieses Neustartes booten, also während des Neustarts den Finger auf der F2- (BIOS Setup) bzw. F7-Taste (Boot Media Select) bereithalten.

Empfohlene Programme

Empfohlen und von uns erfolgreich getestet sind folgende Programme zum Klonen:

Zum nachträglichen Anpassen von Partitionsgrößen eignen sich folgende Programme:

Allen diesen Programmen ist gemeinsam, dass sie sich unabhängig vom auf dem PC/Laptop installierten Betriebssystem nutzen lassen – sie bringen also ihre eigene Laufzeitumgebung mit. Weiterhin sind diese Programme mit allen aktuellen PC-Schnittstellen (UEFI, GPT, NVMe usw.) und allen modernen Massenspeichern (SSDs) kompatibel.